Quelle: bo.de / 15.02.2024
Rollatorpilger Peter Tschöpe ARD-Mediathek-Video
Dieser Opa wandert mit seinem Rollator durch Deutschland
Wegen einer Nervenkrankheit sind die Füße und Unterschenkel von Peter Tschöpe (79) gelähmt, ... um weiter zu lesen bitte auf den blauen Text klicken.
Mit dem Rollator auf dem Jakobusweg
von Peter Tschöpe
„Hat es doch noch geregnet?“ fragte die Sekretärin von St. Nepomuk in Kehl, als Sie mich in das Pfarrhaus bat und den Stempel holte für die letzte Etappe des Jakobuswegs.
Nein, geregnet hatte es nicht, es war mein Schweiß, der das Hemd und die Weste getränkt hatte. Die letzte Etappe von Schutterwald nach Kehl hatte ich, von einer kurzen Pause abgesehen, mit meinem Rollator in einem Stück zurückgelegt.
Drei Jahre vorher hatte ich mir den Rollator zugelegt, weil die Lähmung meiner Füße und Unterschenkel so weit fortgeschritten war, dass ich ohne diese Hilfe keine längeren Strecken mehr gehen konnte. Irgendwann hatte ich genug vom Spazierengehen entlang der Kinzig oder auf den Wegen durch die Felder rund um Willstätt. Ich wollte mal wieder eine Wanderung im Schwarzwald machen. War sowas mit einem Rollator überhaupt möglich?
Meine Brüder erklärten sich bereit, mit mir einen Versuch zu wagen. Als Probestrecke wählten wir die Strecke von Zell a. H. über Nordrach nach Gengenbach. Da war uns aber nicht bewusst, dass dies eine Etappe des Kinzigtäler Jakobuswegs war. Das fiel uns erst unterwegs auf. Die Strecke von Nordrach über die Lärchenhütte bis Gengenbach mit dem Rollator war anstrengend. Aber wir kamen glücklich und zufrieden in Gengenbach an. Nach einigen weiteren gemeinsamen Wanderungen waren meine Brüder bereit, auch die restlichen Etappen mit mir zu gehen.
An Christi Himmelfahrt starteten wir in Loßburg. Kurz vor unserem Start begann es zu regnen. Und der Regen hörte nicht auf bis wir in unserem Hotel in Schenkenzell ankamen.
Am nächsten Morgen meinte es der Wettergott besser mit uns. Auf der ganzen Etappe von Schenkenzell über Kloster Wittichen, St. Roman nach Wolfach verwöhnte uns die Sonne. Als wir vor Wolfach die Kinzig erreicht hatten, waren wir so geschafft, dass wir kurz überlegten, direkt zum Hotel weiterzugehen. Dann aber entschieden wir uns, die letzte Herausforderung anzunehmen und stiegen noch nach St. Jakob hinauf.
Auch am dritten Tag erfreute uns die Sonne. Wir stiegen zunächst von Wolfach hoch zum Käppelehof. Nach einer kurzen Rast ging es wieder abwärts nach Hausach. Dort verabschiedete sich einer der Brüder und ging den Talweg entlang der Kinzig nach Bollenbach zu unserem Hotel. Mit den beiden verblieben Brüdern setzte ich die Wanderung über Mühlenbach nach Haslach fort.
Da es am Sonntag leider wieder regnete, verschoben wir die von Haslach nach Zell a. H. auf später. Mit einem meiner Söhne und einem Bruder schafften wir aber auch diese Etappe.
Da die beiden letzten Etappen von Gengenbach nach Schutterwald und von Schutterwald nach Kehl eben waren, konnte ich sie ohne Unterstützung gehen. Mit dem Zug ging es zunächst nach Gengenbach. Dort startete ich an der Bergleskapelle.
Von Schutterwald fuhr ich mit Bus und Bahn wieder zurück nach Kehl.
Drei Tage später nahm ich dann die letzte Etappe unter die Räder meines Rollators. Mit Zug und Bus nach Schutterwald und dann auf Schusters Rappen nach Kehl.
Peter Tschöpe im Dezember 2018